voices from the universe, 2011


Stahl, GFK, Pigmente, Dickschichtlack, Flutlichtstrahler, 300 x 300 x 210 cm

Installationsansicht "Whiskey X-Ray Yankee Zulu", Westwerk, Hamburg

 

steel, fiberglass, pigments, thick-film lacquer, floodlight, 300 x 300 x 210 cm

installation view "Whiskey X-Ray Yankee Zulu", Westwerk, Hamburg

 


Die Arbeit von Janine Eggert und Philip Ricklefs befindet sich im Dialog. Nicht nur im Zwiegespräch mit sich selbst, sondern auch mit dem Betrachter. Die Arbeit „Voices from the Universe“ ist eine interaktive, akustische Installation, die durch die Benutzung des Betrachters komplettiert wird.

Die beiden einander gegenüberliegenden Skulpturen tragen die Form eines Parabolspiegels in sich. Die Oberfläche eines solchen Spiegels folgt einer Parabel. So hat er die Eigenschaft einfallende, ebene Wellen wie z.B. Schallwellen aufzufangen und in einem Brennpunkt zu bündeln. Dieser Reflektionsweg läßt sich sowohl zum empfindlichen Empfang von Wellen als auch zum gezielten Abstrahlen von ihnen ausnutzen. Stellt man nun zwei solcher parabolischen Formen aufeinander ausgerichtet gegenüber, werden Geräusche, die in dem Brennpunkt des einen Spiegels erzeugt werden in eben dem des anderen verstärkt wiedergegeben. Sogar ein Flüstern kann bei einem Spiegeldurchmesser von zwei Metern über bis zu 80 Meter übertragen werden.

 

Eggert/Ricklefs haben durch das Einbeziehen dieser physikalischen Eigenschaft in die skulpturale Form eine Installation geschaffen, die, wie auch schon frühere Arbeiten, die Bedingungen der Wahrnehmung von Kunst über einen partizipatorischen und performativen Ansatz thematisiert. Betrachter, die vor einer der Konstruktionen zu stehen kommen und in die farbigen Sphären der Schüsseln schauen, schnappen Geräusche und Wortfetzen auf. Verstärkt und verzerrt scheint die Skulptur zu einem zu sprechen. Es sind die Gespräche, die vor der gegenüberliegenden Schüssel geführt werden, in die man hinein lauschen kann. So ist es möglich, einen Dialog über Distanz mit Unbekannten zu führen. Es entsteht eine geradezu intime Situation, da die umstehenden Besucher von diesem geheimen Dialog kein Wort vernehmen können.

 

Das Prinzip der Schallübertragung bzw. Ortung der Quelle durch parabolische Schüsseln oder Wände wurde seit dem Ersten Weltkrieg benutzt, um sich im Angriff befindliche, feindliche Flieger zu lokalisieren. An der Küste Englands wurden die sogenannten Whispering Galleries installiert, um über den Ärmelkanal kommende Bomber aufzuspüren. In Radioteleskopen werden Satellitenschüsseln benutzt, um Radiowellen zu senden und zu empfangen, ins Weltall zu lauschen und Planeten und Sterne zu erforschen. Parabolspiegel sind ein einfaches Mittel der Kommunikation, Senden und Empfangen von Signalen ohne eigentliche, technische Hilfsmittel, es sei den zur Verarbeitung der Signale. Eggert/Ricklefs haben die Vision, die beiden Spiegel an bestimmten Orten um die ganze Welt aufzustellen: an Orten, die durch natürliche oder politische Barrieren und Grenzen von einander getrennt sind, und die ein Flüstern aus dem Spiegel überwinden würde.

//Johnny Beton//